Standortfaktor
Die Entscheidung von Unternehmen, einen bestimmten Standort zu wählen, an dem sie sich niederlassen und investieren, hängt von dessen Attraktivität und Qualität ab. Einen Aspekt, der die Attraktivität beeinflusst, nennt man Standortfaktor.
Die Verkehrserschließung zum Beispiel per Schiene und Straße und die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind wichtige Standortfaktoren. Der Standortfaktor ÖPNV wirkt sich zum einen auf die Attraktivität der Arbeitgeber aus. Mit einer guten ÖPNV-Vernetzung lassen sich eine größere Zahl an Arbeitskräften ansprechen und teilweise sogar Erschließungskosten senken, wenn zum Beispiel durch ein Jobticket weniger Parkplätze nötig sind. Der ÖPNV ist zum anderen aus Kundensicht ein bedeutender Faktor für die Erreichbarkeit von Unternehmen. Die Erschließung von Innenstädten und Gewerbegebieten durch den ÖPNV erhöht die Standortgunst für alle dort angesiedelten Unternehmen. Darüber hinaus erhöht eine Steigerung der Attraktivität des Gesamtangebots im ÖPNV auch die Standortqualität für alle Unternehmen.
Die Leistungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs (SGV) und eine direkte Anbindung (Gleisanschluss) stellt für viele Branchen eine unabdingbare Notwendigkeit für effiziente Produktions- und Absatzprozesse dar. Die Vorhersagen für den SGV ergeben langfristig ein überproportionales Wachstum. Diese Entwicklung ist nur mit einer gut ausgebauten und belastbaren Infrastruktur zu bewältigen. Damit sich die Wachstumsprognosen für die kommenden Jahre erfüllen können, sind jährliche Investitionen in das Schienennetz in Höhe von insgesamt fünf Milliarden Euro notwendig.
Durch ein gutes ÖPNV-Angebot erhöht man die Nachfrage und beeinflusst die Verkehrsmittelwahl (vgl. auch Modal Shift). Dadurch lassen sich die Belastung durch den motorisierten Individualverkehr senken und die Umwelt- und Lebensqualität steigern. Dies stellt eine weitere Verbesserung der Standortqualität dar.
Auch die Daseinsvorsorge des ÖPNV für Schüler und autolose Haushalte ist ein wesentlicher Faktor. Doch in ländlichen Gebieten können heute viele Verkehrsangebote nur bestehen, weil der Schülerverkehr in den normalen Linienverkehr eingegliedert wird. Geplante Änderungen im Finanzierungsschlüssel des Schülerverkehrs könnten vielerorts das Gesamtangebot des ÖPNV gefährden – und sich auf die Standortqualität auswirken.
Die positiven Effekte für einen Standort durch die ÖPNV-Erschließung für die Wohn- und Gewerbenutzung zeigen sich auch in steigenden Grundstückswerten. Diese Wertsteigerung könnte zukünftig zur Finanzierung des ÖPNV-Angebots herangezogen werden.