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Niederflurtechnik

Die Niederflurtechnik ist durch eine Einstiegshöhe von 320 + 20 Millimeter, einen ebenen, stufenlosen Fußbodenverlauf von der Vordertür bis in der Regel hinter die Mitteltür, die Möglichkeit der Fahrzeugabsenkung („Kneeling“) sowie durch eine zusätzliche Einstiegshilfe (z. B. in Form manueller Klapprampen oder Hublifte) charakterisiert.

Die Niederflurtechnik bezieht sich bei Linienbussen auf Fahrzeuge der Klassen I, II oder A nach Richtlinie 2001/85/EG, bei denen mindestens 35 Prozent der für Fahrgäste verfügbaren Stehplatzfläche (bzw. des vorderen Teilfahrzeugs bei Gelenkfahrzeugen bzw. der unteren Fahrgastebene bei Doppeldeckfahrzeugen) eine stufenlose Fläche bilden und Zugang zu mindestens einer Betriebstür bieten.

Der Fahrzeugboden wurde im Lauf der Zeit immer weiter abgesenkt: von ursprünglich 740 Millimetern beim Standard-Stadtlinienbus SL I (1967), auf 710 Millimeter beim weiterentwickelten Standard-Stadtlinienbus SL II (1983) bis auf 320 bzw. 340 Millimeter beim fahrgastfreundlichen Niederflur-Linienbus. So konnte das kundenorientierte, barrierefreie Fahrzeug für alle Fahrgastgruppen realisiert werden: Ende der 1980-er Jahre für den städtischen Verkehr und seit Mitte der 1990-er Jahre auch für den Regionalverkehr. Aktuell sind die Niederflur-Linienbusse der dritten Generation gemäß den Schriften 230 (NF-Stadtbus, SL III; Ausgabe: 2001) und 231 (NF-Überlandbus, Ausgabe: 2004) des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) im Einsatz und jene der vierten Generation bereits in der Vorserienentwicklung.

Der Niederflur-Linienbus ist Bestandteil des übergeordneten Niederflurverkehrssystems in Deutschland, dessen Einführung durch den VDV unterstützt wurde. Die Einführung der Niederflurtechnik im Busbereich stellt ein typisches Beispiel für eine konsequente Kundenorientierung dar.

Niederflurbusse nach deutschem Standard bildeten die Maßgabe für die Anforderungen in der EU-Busrichtlinie 2001/85/EG. Ein Low-Entry-Bus ist eine Kombination aus Niederflur- und Hochflurbus, bei dem der vordere Fahrzeugteil bis zur hinteren Tür II niederflurig ausgeführt ist, während der hintere Fahrzeugteil mit einem Hochflurbus identisch ist. Der Vorteil: Großserienkomponenten aus dem Lkw-Bereich können verwendet werden, z. B. Lkw-Antriebsachsen statt teurerer Niederflurportalachsen. Nach der EU-Busrichtlinie ist ein Low-Entry-Bus ein Niederflurbus.

Weiterführende Literatur

Barrierefreier ÖPNV in Deutschland, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Alba-Verlag, Düsseldorf (Kapitel: 6. Linienbusse, S. 126-157)

Zukunftsfähige Mobilität – Menschen bewegen – ÖPNV in Deutschland, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Alba-Verlag, Düsseldorf

Pütz, R.: Von der herstellerübergreifenden Gleichschaltung zur funktionalen Wirkvorschrift, Public Transport International, Ausgabe 3/2005

Linienbusse: fahrgastfreundlich – wirtschaftlich – schadstoffarm, Alba-Verlag, Düsseldorf

Stadtbus – Mobil sein in Klein- und Mittelstädten, Alba-Verlag, Düsseldorf