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Ländliche Räume

Ländliche Räume sind Gebiete, die außerhalb von Ballungszentren liegen. Sie sind in der Regel überwiegend dünn besiedelt. Die Bevölkerung in den Ländlichen Räumen ist in den letzten Jahren zurückgegangen, gleichzeitig stieg der Anteil älterer Menschen – eine Entwicklung, die den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vor neue Herausforderungen stellt.

Nach einer Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes wird die Einwohnerzahl Deutschlands bis zum Jahr 2050 auf ca. 69,4 Mio. sinken. Bis 2050 entspricht der jährliche Bevölkerungsrückgang einer Großstadt mit 200 000 Einwohnern, z.B. Mainz, Erfurt oder Rostock. Die Entwicklung von Bevölkerung und Lebensverhältnissen in ländlichen Räumen verläuft jedoch örtlich sehr ungleichmäßig. Wachstums- und Schrumpfungsräume können benachbart sein:


- Prosperierende ländliche Räume in der Nähe von Agglomerationsräumen
  und von großräumigen Verkehrsachsen
- Für den (saisonalen) Tourismus attraktive ländliche Regionen
- Ländliche Räume mit günstigen Produktionsbedingungen für
  die Landwirtschaft
- Gering verdichtete ländliche Räume mit wirtschaftlicher
  Entwicklungsdynamik
- Strukturschwache periphere ländliche Räume

Dies erfordert unterschiedliche Anpassungsreaktionen. Vorrangig abseits dicht besiedelter Gebiete und zunehmend auch am Rand der Ballungsräume wird es zunehmend schwieriger, das bisherige ÖPNV-Angebot aufrechtzuerhalten, das eine Mobilität für Alle garantiert. Gerade im ländlichen Raum ist der ÖPNV aufgrund einer hohen PKW-Motorisierung, von einem hohen Schülerverkehrsanteil gekennzeichnet, der bis zu 80% der Fahrgäste ausmacht. Das öffentliche Verkehrsangebot ist daher hinsichtlich Bedienzeiten und Linienführung im Wesentlichen auf den Schülerverkehr ausgerichtet und oftmals nicht auf relevante Quelle-Ziel-Beziehungen außerhalb der Schülerbeförderung.

Der demografische Wandel führt dazu, dass vor allem in ländlichen Regionen immer weniger jüngere Menschen wohnen. Heute leben ungefähr sieben Millionen Schüler in den Flächenländern, im Jahr 2025 werden es nach den Prognosen der Kultusministerien 1,1 Millionen weniger sein. Damit wird der Schülerverkehr als bislang wichtigste Säule für den ÖPNV im ländlichen Raum massiv zurückgehen. Für den ÖPNV in der Fläche hat das extreme Auswirkungen: Je weniger Fahrgäste die Busunternehmen befördern, desto höher sind die Kosten pro Fahrgast.
 

Um dem Strukturwandel zu begegnen, setzt der ÖPNV darauf, seine Angebote einerseits zu flexibilisieren, zum Beispiel durch Rufbusse, die nur bei Bedarf fahren. Der demografische Wandel bietet andererseits die einmalige Chance, die Abwärtsspirale zu stoppen und mit Hilfe einer zielgerichteten Vorwärts-Strategie umzukehren. Um die ländlichen Räume als lebenswerte Siedlungsgebiete zu erhalten, sind zeitgemäße Mobilitätsangebote für Jedermann ein wesentlicher Baustein. Nicht ohne Grund verstehen immer mehr Flächenländer, wie zum Beispiel Sachsen-Anhalt, den ÖPNV bereits als einen „Haltefaktor“ für den ländlichen Raum. Die Vorwärts-Strategie zielt darauf ab, einen größeren ÖPNV-Anteil im insgesamt schrumpfenden Markt zu erreichen sowie Verkehrsangebot und -infrastruktur an die demografisch veränderte Bevölkerungszahl und -struktur anzupassen.

Der VDV beschäftigt sich mit seinen Mitgliedsunternehmen intensiv mit diesem Thema, vor allem auch mit der künftigen Finanzierung des ÖPNV im ländlichen Raum. Die Ergebnisse und Empfehlungen hat der VDV im Positionspapier "Mobil bleiben in der Fläche: für einen integrierten ÖPNV" zusammen gefasst.

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